Eindringliche Worte und Musik am Synagogen-Mahnmal

Gedenken an den 80. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau

Mehr als 100 Menschen versammelten sich am 27.1.2025 am Achimer Synagogen-Mahnmal, um am 80. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau der Opfer des NS-Terrors zu gedenken. Aufgerufen hatten die Achimer „Omas gegen Rechts“, die mit der Gedenkveranstaltung auch ein Zeichen setzten gegen den Vormarsch von Antisemitismus, Rechtsextremismus und Intoleranz und für unsere Demokratie.

Flackernde Windlichter, weiße Rosen und Plakate mit der Aufschrift „Nie wieder!“ haben einen Platz gefunden auf oder vor den symbolischen Mauerresten der ehemaligen Achimer Synagoge. Die Menschen stehen dicht gedrängt auf dem „Synagogenplatz“, darunter Bürgermeister Rainer Ditzfeld und der Erste Stadtrat Daniel Moos. Es sind noch mehr als im letzten Jahr, und die Zusammensetzung hat sich verändert: Auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind dabei.

Die Erinnerungskultur in Achim wächst

Nach dem Glockengeläut der St.-Laurentius-Kirche eröffnet Renate Witzel-Diekmann die Veranstaltung: „Wir erinnern an das Leid, das den Opfern des Holocaust zugefügt wurde und gedenken der unzähligen Opfer der von nationalsozialistischer Ideologie befeuerten Gewalt.“ Ausdrücklich einbezogen werden auch die Menschen, „die nach dem Kriegseende Opfer rechter Gewalt und Ideologie wurden“.

Drei „Omas“ und ein „Opa“ führen abwechselnd mit Redebeiträgen durch die Veranstaltung, die von Musik stimmungsvoll und einfühlsam umrahmt wird. Ute Barth-Hajen singt eindringlich und mit klarer und kraftvoller Stimme jiddische und hebräische Lieder, begleitet von Ralph Spill an der Gitarre.

Im Mittelpunkt steht in diesem Jahr eine beispielhafte Fluchtgeschichte, mit der ein Bogen in die Gegenwart geschlagen wird. Denn noch nie sind so viele Menschen auf der Flucht gewesen wie heute: 66 Millionen Menschen mit ungewisser Zukunft.

Eine Fluchtgeschichte: Hanni Baumgarten

Zur Flucht entschied sich damals auch Hanni Baumgarten, deren Vater aus Achim stammte. Sie wuchs nach dem Tod der Eltern bei ihrer Tante in Verden auf. Nach glücklichen Jahren änderte sich 1933 mit der Machtergreifung der Nazis alles.

Hanni hatte es von da an als Jüdin sehr schwer in der Schule, und sie musste den zusätzlichen Zwangsnamen Sara tragen. Mit den Gräueltaten der Nationalsozialisten in der Pogromnacht 1939 merkte die 18jährige immer mehr, dass Juden und Jüdinnen Freiwild waren. Darum entschied sie sich, nach Palästina zu fliehen.

Die Flucht auf dem Land- und Seeweg dauerte fünf lange Monate. Als sie endlich mit dem Schiff den Hafen von Haifa erreichte, wurde sie von den Engländern nicht an Land gelassen. Nach vielen Verhören wurde Hanni dann freigelassen und kam schließlich zu dem aus Verden stammenden Dr. Gustav Löwenstein. In den 1990er Jahren besuchte Hanni Baumgarten mehrfach ihre Heimatstadt Verden.

Ein leises musikalisches Ende und ein Aufruf

„Diese Fluchtgeschichte ist nicht nur bewegende Zeitgeschichte, sondern eine Geschichte, wie sie nicht besser in die heutige Zeit passen könnte“, betonen die „Omas gegen Rechts“. Mit dem hebräischen Kanon „Schalom aleichem“ (Friede sei mit euch) findet die etwa halbstündige Veranstaltung ein leises musikalisches Ende.

Danach wird der Flyer verteilt: „Verden wählt Demokratie“. Darin wird dazu aufgerufen, bei der Bundestagswahl wählen zu gehen und demokratische Parteien zu wählen und nicht die zunehmend rechtsextreme, rassistische, völkische und nationalistische AFD: Denn „NIE WIEDER IST JETZT!“

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